Der B2B-E-Commerce steht vor einem Wandel: Mit dem Umstieg vieler Großhändler auf SAP Cloud ERP verändern sich auch die Anforderungen an Online-Shops.
In diesem Experteninterview spreche ich mit Christopher Warnow, SAP Senior Consultant E-Commerce bei FIS, über die Herausforderungen und Chancen in der Systemintegration, moderne Technologien wie Headless Commerce und die Rolle automatisierter Prozesse im digitalen Vertrieb.
Er zeigt auf, wie Unternehmen ihre E-Commerce-Strategie zukunftssicher gestalten – und warum eine enge Verzahnung mit der SAP-Systemwelt entscheidend ist.
Christopher, viele Großhändler beschäftigen sich aktuell mit dem Umstieg auf SAP Cloud ERP. Welche Herausforderungen bringt das im Bereich E-Commerce mit sich?
Die größte Herausforderung ist, dass viele bestehende E-Commerce-Lösungen nicht nahtlos mit der neuen ERP-Architektur zusammenarbeiten. Gerade im B2B-Umfeld sind die Anforderungen komplex – etwa durch individuelle Preislogiken, spezifische Belegarten oder branchenspezifische Schnittstellen. Gleichzeitig ist das Marktangebot an wirklich durchgängigen, SAP Cloud ERP-fähigen B2B-Shoplösungen aktuell noch überschaubar. Hier setzen wir mit FIS/eSales2 an.
Was genau bedeutet das: FIS/eSales2 ist jetzt “Cloud ready”?
FIS/eSales2 lässt sich nun auch direkt mit der SAP S/4HANA Cloud, Public Edition verbinden. Unternehmen, die in die SAP-Cloudwelt einsteigen oder umsteigen, können ihren B2B-Shop nahtlos integrieren – mit allen Vorteilen, die unsere Lösung bietet. Damit gehören wir zu den Vorreitern bei der Anbindung von E-Commerce-Lösungen an das SAP Cloud ERP.
Welche Ausgangssituationen siehst du bei euren Kunden?
Aktuell sehen wir drei häufige Einstiegsszenarien:
Erstens, Unternehmen nutzen bereits FIS/eSales2 und stellen nun auf SAP Cloud ERP um. In diesem Fall begleiten wir die ERP-Transformation und sorgen für eine reibungslose Integration.
Zweitens, Unternehmen starten neu – sowohl mit E-Commerce als auch mit dem SAP Cloud ERP. Diese Kombination bietet sich auch bestens für mittelständische Betriebe an, die eine schlanke und zukunftssichere IT-Landschaft aufbauen wollen.
Drittens, Kunden betreiben bereits einen Shop, den sie beibehalten möchten. Hier stellen sich Unternehmen die berechtigte Frage: Was können wir tun, um unsere Storefront weiterhin zu nutzen und dennoch den Spagat ins SAP zu schaffen? Jetzt kommt unser FIS/ShopConnector ins Spiel: Er verbindet den bestehenden Shop mit dem neuen Cloud-ERP – schnell und kosteneffizient.
Denn oft ist die Herausforderung, SAP-Prozesse wie Bestände und Preise in Echtzeit mit dem Shop zu connecten. Das kann schnell zum Showstopper für den erfolgreichen digitalen Vertrieb werden. Es ist also entscheidend, eine Middleware einzusetzen, die Wichtiges von Unwichtigem trennt und nur die relevanten Informationen an die Storefront weitergibt. So sind beispielsweise Informationen zu Lagerhaltungskennzeichen, Kundengruppen und Buchungskreisen relevant. Oft sind das aber die Grenzen, an die der Shop stößt, da er selbst diese ERP-Spezifika nicht kennt.
Wie kommen nun die Daten vom SAP in den Shop?
Der FIS/ShopConnector hat Zugriff auf die SAP-Daten, filtert sie und gibt die benötigten Informationen gebündelt vom SAP an die Storefront weiter. So bleibt der Shop schlank, performant und einsatzbereit – und auch die Herausforderungen rund um Stammdatenintegration und Synchronisation sind elegant gelöst.
Mit Lean Commerce nach S/4HANA
Inhalt des Webinars
Der klassische B2B-Shop unterscheidet sich stark von B2C-Lösungen. Worauf kommt es bei der Auswahl an?
Ein B2B-Shop muss Vertriebsprozesse digital abbilden, nicht nur Produkte darstellen. Er muss beispielsweise individuelle Preise und Belegarten berücksichtigen, verschiedene Schnittstellen bedienen oder komplexe Genehmigungsprozesse abbilden. All das muss sich nahtlos in die bestehende Systemlandschaft integrieren – nur dann entsteht ein echter Mehrwert.
Welche Rolle spielt dabei die Automatisierung?
Eine zentrale Rolle. Ein skalierbarer B2B-Shop kann durch strukturierte Auftragserfassung und automatische Übergabe an das ERP-System die Effizienz im Vertrieb massiv erhöhen. Je besser der Shop die branchenspezifischen Anforderungen kennt, desto weniger manuelle Eingriffe sind nötig – das spart Zeit, senkt Fehlerquoten und entlastet die internen Teams.
Ein kritischer Punkt ist die Preislogik. Was muss ein Shop hier leisten können?
Er muss individuelle Konditionen exakt abbilden – so wie sie auch im ERP-System hinterlegt sind. Das bedeutet: Der Shop erkennt den Kunden beim Login und zeigt ihm seine spezifischen Preise, Rabatte oder Bonusstaffeln an. Wichtig ist dabei die Flexibilität, auch komplexe Preisparameter abzubilden. Nur wenn der Kunde im Shop dasselbe Vertrauen wie im persönlichen Kontakt spürt, wird der Kanal wirklich angenommen.
„Je besser der Shop die branchenspezifischen Anforderungen kennt, desto weniger manuelle Eingriffe sind nötig – das spart Zeit, senkt die Fehlerquoten und entlastet die internen Teams.“
Christopher Warnow – SAP Senior Consultant E-Commerce, FIS Informationssysteme und Consulting GmbH
Welche technologischen Trends prägen den B2B E-Commerce aktuell?
Zwei große Trends sind Headless Commerce und Cloudlösungen. Mit Headless-Architekturen können Frontend und Backend unabhängig voneinander angepasst werden – etwa dann, wenn ein bestehender Shop beibehalten werden soll. Cloudlösungen wiederum bieten Skalierbarkeit, mobile Nutzbarkeit und geringe Betriebskosten. Vor allem für Unternehmen mit begrenzten Ressourcen ist das ein echter Hebel.
Wie positioniert sich FIS strategisch in diesem Umfeld?
Wir folgen konsequent der SAP-Strategie – insbesondere dem Prinzip „Keep the Core clean“. Gleichzeitig setzen wir im E-Commerce-Bereich auf unsere Lean-Commerce-Strategie: Wir prüfen Prozesse auf Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Modularität. Das Spektrum reicht von Komplettlösungen bis zu einzelnen Funktionalitäten, die sich individuell kombinieren lassen – immer im Einklang mit der SAP-Landschaft.
Dein Fazit: Was macht einen erfolgreichen B2B-Shop aus?
Ein erfolgreicher B2B-Shop denkt vom Prozess her – nicht vom Frontend. Er ist tief in die Systemlandschaft eingebunden, automatisiert Abläufe, ist flexibel genug für individuelle Anforderungen und skaliert mit dem Geschäft. Wenn all das gelingt, wird aus dem Online-Shop ein echter Wachstumstreiber im Vertrieb.
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